Emill Kraftwerk
Zart, Saftig, Holzig, Vanille08.11.2024
Riechen
Der Geruch des Emill Kraftwerk ist, gelinde gesagt, eine Überraschung. Mit etwas Fantasie lassen sich Noten von Kakaobohnen und einem leichten Obstbrand erkennen, jedoch begleitet von einem Hauch von „Klostein“ und einer Spur „Himbeerreiniger“ – Eindrücke, die für erfahrene Genießer vielleicht mehr Spielraum für Interpretationen bieten, aber Neulinge eher befremden könnten. Im Hintergrund gesellt sich eine Spur Rauch und ein leicht schinkiger Unterton hinzu, was das Bouquet eigenwillig und ungewöhnlich gestaltet.
Schmecken
Der erste Schluck ist kraftvoll und deutlich von der hohen Alkoholstärke geprägt. Doch nach diesem intensiven Einstieg zeigt der Emill Kraftwerk, was in ihm steckt: Der Geschmack entfaltet sich vollmundig und gewinnt an Tiefe. Würzige Noten gepaart mit einem Hauch Fruchtigkeit kommen hervor, begleitet von Anklängen an Schokolade und Kaffee, die dem Ganzen eine unerwartet geschmackliche Vielschichtigkeit verleihen. Ein leichter Toffee-Geschmack rundet das Profil ab und sorgt für ein angenehmes, wenn auch überraschendes Geschmackserlebnis.
Abgang
Im Abgang zeigt sich dieser Whisky robust und kräftig. Die Eichenfasslagerung bringt dominante Holznoten und eine schöne Würze hervor, die durch ein leichtes Kirscharoma und einen Hauch Kaffee ergänzt werden. Der Abgang bleibt lange präsent und rundet das Geschmackserlebnis mit einer Mischung aus süßen und herben Aromen ab.
Gedanken
Die Nase des Emill Kraftwerk mag den einen oder anderen überraschen – oder sogar abschrecken. Doch der Geschmack rettet ein wenig: Was im ersten Moment eigenwillig scheint, entfaltet im Mund eine Tiefe und Vielschichtigkeit. Der Emill Kraftwerk zeigt, dass deutsche Whiskys durchaus Charakter und Würze besitzen können – und dabei ihre ganz eigene Handschrift entwickeln. Ein Whisky, der überrascht, herausfordert und dabei viel über die Kreativität und den Mut der Schwarzwälder Brennkunst erzählt.