Islay (LA) 34 Jahre 1990/2025 - Signatory Vintage x Wu Dram Clan

Riechen

Schon beim ersten Annähern an das Glas offenbart sich die faszinierende Dualität dieses Whiskys. Die klassische Laphroaig-DNA ist unverkennbar präsent: Da ist diese medizinische Note, die man liebt oder hasst – Jod, maritime Salzigkeit und ein Hauch von Krankenhausflur. Doch bevor man sich in Erinnerungen an den letzten Arztbesuch verliert, schwenkt das Profil elegant in tropische Gefilde.
Gelbe Birne gesellt sich zu saftiger Mango und Ananas, als hätte jemand einen Obstkorb am Strand von Islay vergessen. Die Eiche ist präsent, aber überraschend zurückhaltend für ein über drei Jahrzehnte gereiftes Destillat. Sie zeigt sich weich und integriert, ohne die fruchtigen Aromen zu dominieren. Ein zarter Hauch von Vanillepudding schmiegt sich dazwischen, während im Hintergrund Kräutertee-Noten für zusätzliche Komplexität sorgen. Diese Nase ist ein Paradoxon: gleichzeitig kraftvoll und filigran, rauchig und fruchtig, alt und lebendig.

Bleib auf dem Laufenden – abonniere unseren Newsletter!

Schmecken

Der erste Schluck ist wie ein Sprung in die kalte Nordsee: prickelnd, elektrisierend, belebend. Die Zunge tanzt zwischen salzig und umami, während BBQ-Rauch mit fleischigen Noten ein herzhaftes Fundament legt. Hier zeigt sich die wahre Meisterschaft dieser Abfüllung: Trotz der 51,7% trinkt sich dieser Whisky deutlich weicher, als die Zahl vermuten lässt.
Toffee und Honig bringen eine willkommene Süße ins Spiel, die perfekt mit der kühlenden Minze harmoniert. Ja, Minze! In einem 34 Jahre alten Laphroaig! Es ist diese unerwartete Frische, gepaart mit Zitrusnoten und erneut auftauchenden Tropenfrüchten, die diesen Dram so besonders macht. Die Textur ist voluminös und ölig, umschmeichelt jeden Winkel des Gaumens und hinterlässt eine wärmende Decke aus Genuss. Ein Hauch Ricola-Bonbon, diese typisch schweizerische Kräuternote, rundet das Geschmackserlebnis ab und sorgt für ein Schmunzeln.

Abgang

Wenn man denkt, dieser Whisky hätte bereits alles gegeben, legt das Finish noch eine Schippe drauf. Lang, sehr lang bleibt er präsent ... Minuten vergehen, und noch immer entdeckt man neue Nuancen. Die Eiche meldet sich zurück, aber sanft und geschliffen, wie ein alter Freund, der eine gute Geschichte zu erzählen hat. Würzige Anklänge mischen sich mit einem Hauch schwarzem Pfeffer, ohne jemals aggressiv zu werden.
Die Wärme, die sich im Brustkorb ausbreitet, ist nicht die brennende Hitze junger Spirituosen, sondern eine wohltuende, umarmende Wärme, wie ein Kaminfeuer an einem stürmischen Islay-Abend. Das Finish hinterlässt einen zufriedenen, fast meditativen Zustand, in dem man einfach nur dasitzen und dem Nachklang lauschen möchte.