The Liberator Port 'n' Peat – Storehouse Special Batch 18
Riechen
Die erste Begegnung mit diesem Whisky ist wie ein Spaziergang durch einen Obstgarten im Morgengrauen. Saftige Pfirsiche wiegen sich im Wind, Aprikosen glänzen goldfarben in der ersten Sonne. Die Steinfrüchte erzählen von Sommerabenden und warmen Träumen, während Stachelbeeren eine säuerliche Note der Realität hinzufügen.
Dann kommt sie – die Vanille wie ein sanfter Kuss, begleitet von schwarzen Johannisbeeren, die ihre dunklen Geheimnisse preisgeben. Reife Pfirsiche baden in Traubenzucker, als hätte jemand flüssige Süße über den Obstgarten gegossen. Es ist leicht und doch intensiv, wie ein Sommerlied, das man nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Schmecken
Der erste Schluck ist wie ein Sturz aus dem Himmel auf die Erde. Die süße Fruchtigkeit der Nase verwandelt sich in etwas völlig anderes: Würzig und trocken wird der Whisky, als hätte die Erde selbst das Wort ergriffen.
Erdig, fast moorartig breitet sich der Geschmack aus – hier spürt man den "Peat" im Namen, den Torf, der wie ein alter Freund aus vergangenen Zeiten zurückkehrt.
Leicht parfümiert und floral schwingt es mit, wie Malz und Eichenwürze ein Duett singen. Ein Hauch Honig versucht, die Süße zu retten, doch unreife Bananen und eine trockene, krisselige Textur behalten die Oberhand. Es ist ein Kampf zwischen dem, was war, und dem, was ist.
Abgang
Der Abgang ist sehr erdig, bitter wie die Wahrheit, die man nicht hören möchte. Die Eichenwürze dominiert mit mittellanger Präsenz, und ein einsamer Apfel versucht, ein letztes Lied der Fruchtigkeit zu singen. Bitter bleibt er, dieser Abschied – wie ein Gedicht, das nicht das Ende findet, das man sich gewünscht hat.
Gedanken
The Liberator Port 'n' Peat – Storehouse Special Batch 18 ist ein Whisky mit zwei Seelen: eine fruchtbare, süße Seele und eine erdige, bittere Seele. Sie kämpfen miteinander, statt zu tanzen, und doch entsteht aus diesem Kampf etwas Faszinierendes.
Es ist ein Whisky für Poeten und Philosophen, für die, die das Leben in all seinen Widersprüchen zu schätzen wissen. Er ist nicht perfekt – nein, er ist wie ein unvollendetes Gedicht, das gerade durch seine Unvollkommenheit berührt.
Bewertung: 75/100 - Sehr Gut (Marcel: 74 | Sascha: 75)
Preis-Leistung: 3/5 - Ok
FAQ: Die häufigsten Fragen
❓ Warum schmeckt der Whisky so anders als er riecht?
👉 Die Kombination aus Port-Finish und Torf-Einfluss schafft eine komplexe Schichtung: Die fruchtigen Port-Aromen dominieren in der Nase, während der erdige Torf-Charakter erst im Geschmack zum Vorschein kommt.
❓ Ist dieser Whisky für Torf-Liebhaber oder Port-Finish-Fans geeignet?
👉 Ehrlich gesagt – für beide nur bedingt. Der Torf ist nicht so dominant wie bei einem Islay, und das Port-Finish nicht so süß wie bei klassischen Port-Abfüllungen. Er ist eher etwas für Experimentierfreudige, die das Unerwartete schätzen. Ein Kompromiss zwischen beiden Welten, der nicht jeden zufriedenstellt.
❓ Warum gibt es keine Altersangabe bei diesem Whisky?
👉 Das ist bei unabhängigen Abfüllern wie Wayward Irish Spirits nicht ungewöhnlich. Oft werden verschiedene Jahrgänge gemischt, um ein bestimmtes Geschmacksprofil zu erreichen. Die Konzentration liegt auf dem Charakter, nicht auf dem Alter. Bei diesem Whisky scheint die Komplexität eher aus der Kombination der Fässer zu kommen als aus langer Lagerung.